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Grundsätzlich
lässt sich für das Schaffen von Roland Schulz eine abstrahierte Formensprache
festhalten, die mit wenigen, aussagekräftigen Zeichen auskommt. Das
ist zum einen die menschliche Figur, darüber hinaus finden sich Motive
aus der Natur, der Architektur, aber auch solche, die der Phantasie entstammen.
Doch immer kreisen seine Bildideen um das Menschliche und um
die Beziehungen des Menschen zu seiner Umwelt. Die Auseinandersetzung mit
dem Menschen und der menschlichen Figur sei ihm schon immer wichtig
gewesen, betont Schulz, entweder in konkreter figürlicher Darstellung oder
in Form von Sinnbildern. Der Vorteil von Symbolen ist, dass sie leicht
verständlich sind. Die
beiden überdimensional großen Köpfe aus Cortenstahl sind vereinfacht und
stilisiert dargestellt und werden vom Umriss her bestimmt. Ein Kopf steht
aufrecht nach vorne blickend, der zweite liegt auf dem Hinterkopf, sein Blick
geht in den Himmel. Typische Einzelheiten des menschlichen Kopfes fehlen
wie z.B. Haare, Augenbrauen und Ohren oder die individuelle Zeichnung der
Hautoberfläche. Doch das Wichtigste ist vorhanden: Augen, Nase, Mund.
Dazu das Kinn als Abschluss des eigentlichen Kopfbereichs und ein Halsansatz,
der in der Ausführung des stehenden Kopfes wie ein kleiner Sockel wirkt. Was
fällt noch auf? Die Augen sind als ovale Schlitze ausgeschnitten. In den Höhlungen
liegt ein Zylinder, dessen Enden die Pupillen bilden. Dann noch der
Mund: bei beiden leicht geöffnet, die Oberlippe mal ganz leicht vorstehend (Stehender
Kopf) bzw. etwas zurückgenommen (Liegender Kopf). Doch
wie sieht es mit der Ansichtigkeit, der Blickführung aus? Wie mit Gleichgewicht
und Schwerpunkt, mit dem optischen Gewicht, der Ausrichtung und
Bewegung, mit der Maßstäblichkeit im Raum, mit dem haptischen Be-Greifen?
Ach ja, und nicht zu vergessen, mit Licht und Schatten und der damit
verbundenen stofflichen Präsenz. Leicht
übersehbar meint, leicht verständlich, unkompliziert, daher sein
Votum für einfache, mathematische Körper. Beide Kopfformen stehen eng,
aber leicht versetzt beieinander. Sie richten sich in ihrer Blickführung räumlich
gegensätzlich aus. Insgesamt betrachtet sind beide „Köpfe“ in ihren Bewegungen
nach außen passiv. Jedoch innerhalb der Skulptur finden wir ein
alternierendes konkav-konvexes Linienspiel mit vorspringenden und wieder zurücktretenden
Elementen, in geschwungenen harmonischen Bewegungen. Kommen
wir zur Oberflächenwirkung und zur Klärung der Körperlichkeit. Roland
Schulz hat sich mit der Entscheidung für den Cortenstahl auch für die stumpfe,
feinkörnige, das Licht absorbierende Farbigkeit dieses Materials entschieden.
Die rostbraune Farbe wirkt warm und überzieht die Körper gleichmäßig.
Beim Darüberstreichen – und das ist ja bei der Kunst im öffentlichen Raum
kein Problem – spürt man die rauhe, spröde Rostschicht, was nicht
unangenehm empfunden wird. Rost bekommt hierin eine besondere Ästhetik,
wirkt edel und ist kein Indiz mehr für Verrottung und Verfall. Nun
noch kurz zur inhaltlichen Bedeutung der „Kopf-Sache“, die uns der Künstler
durch eigene Aussagen gerne mit auf den Weg gibt. Die menschliche Figur
weist ja immer auf den Menschen zurück, auch wenn sie nur fragmentarisch, als
Torso, erscheint oder zeichenhaft vereinfacht ist. Und trotz allgemeinverständlicher
Sprache oder vielleicht gerade deshalb, können Skulpturen
dieser Art viele Assoziationen hervorrufen. Ausgehend von dem beschriebenen
Dualismus der Kopfformen, eine stehend, die zweite in liegender Position,
sieht Schulz darin zwei grundsätzliche menschliche Haltungen dargestellt.
Aufgerichtet hat der Mensch Weitblick, kann er nach vorne und
in die Zukunft schauen. Liegend entspannt er sich und hat Gelegenheit, über
Vergangenes und Kommendes nachzudenken. Der Künstler möchte mit diesen
inhaltlichen Ansätzen Schüler wie Pädagogen ansprechen, beiden Standpunkten
gleichermaßen Platz einzuräumen. Zum Handeln und Vorangehen gehören
auch Momente der Besinnung. Der offene Mund symbolisiert die
Vorstellung, die gedankliche Beschäftigung zu verbalisieren und die
geistigen Erkenntnisse mit
anderen zu teilen. |
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Photos & Copyright © Roland Schulz 2019 |