Kunst am Bau


     
     
     
 

Titel: Kopf-Sache

Objekt, 2-teilig aus Cortenstahl

 
 
 

 

Rohling

Montage 1

 
 

 

Montage 2

Montage 9

   
   
   

 

 

Auszug aus der Einführungsrede von Frau Dr. S. Heilig am Tag der Einweihung am Staatlichen Beruflichen Schulzentrum Nördlingen

 

 

Das Kunstwerk „Kopf-Sache“:

 

Grundsätzlich lässt sich für das Schaffen von Roland Schulz eine abstrahierte

Formensprache festhalten, die mit wenigen, aussagekräftigen Zeichen auskommt.

Das ist zum einen die menschliche Figur, darüber hinaus finden sich

Motive aus der Natur, der Architektur, aber auch solche, die der Phantasie

entstammen. Doch immer kreisen seine Bildideen um das Menschliche und

um die Beziehungen des Menschen zu seiner Umwelt. Die Auseinandersetzung

mit dem Menschen und der menschlichen Figur sei ihm schon immer

wichtig gewesen, betont Schulz, entweder in konkreter figürlicher Darstellung

oder in Form von Sinnbildern. Der Vorteil von Symbolen ist, dass sie

leicht verständlich sind.

 Die beiden überdimensional großen Köpfe aus Cortenstahl sind vereinfacht

und stilisiert dargestellt und werden vom Umriss her bestimmt. Ein Kopf

steht aufrecht nach vorne blickend, der zweite liegt auf dem Hinterkopf, sein

Blick geht in den Himmel. Typische Einzelheiten des menschlichen Kopfes

fehlen wie z.B. Haare, Augenbrauen und Ohren oder die individuelle Zeichnung

der Hautoberfläche. Doch das Wichtigste ist vorhanden: Augen, Nase,

Mund. Dazu das Kinn als Abschluss des eigentlichen Kopfbereichs und ein

Halsansatz, der in der Ausführung des stehenden Kopfes wie ein kleiner Sockel

wirkt.

Was fällt noch auf? Die Augen sind als ovale Schlitze ausgeschnitten. In den

Höhlungen liegt ein Zylinder, dessen Enden die Pupillen bilden. Dann noch

der Mund: bei beiden leicht geöffnet, die Oberlippe mal ganz leicht vorstehend

(Stehender Kopf) bzw. etwas zurückgenommen (Liegender Kopf).

Doch wie sieht es mit der Ansichtigkeit, der Blickführung aus? Wie mit

Gleichgewicht und Schwerpunkt, mit dem optischen Gewicht, der Ausrichtung

und Bewegung, mit der Maßstäblichkeit im Raum, mit dem haptischen

Be-Greifen? Ach ja, und nicht zu vergessen, mit Licht und Schatten und der

damit verbundenen stofflichen Präsenz.

Leicht übersehbar meint, leicht verständlich, unkompliziert, daher

sein Votum für einfache, mathematische Körper. Beide Kopfformen stehen

eng, aber leicht versetzt beieinander. Sie richten sich in ihrer Blickführung

räumlich gegensätzlich aus. Insgesamt betrachtet sind beide „Köpfe“ in ihren

Bewegungen nach außen passiv. Jedoch innerhalb der Skulptur finden wir

ein alternierendes konkav-konvexes Linienspiel mit vorspringenden und wieder

zurücktretenden Elementen, in geschwungenen harmonischen Bewegungen.

Kommen wir zur Oberflächenwirkung und zur Klärung der Körperlichkeit.

Roland Schulz hat sich mit der Entscheidung für den Cortenstahl auch für die

stumpfe, feinkörnige, das Licht absorbierende Farbigkeit dieses Materials

entschieden. Die rostbraune Farbe wirkt warm und überzieht die Körper

gleichmäßig. Beim Darüberstreichen – und das ist ja bei der Kunst im öffentlichen

Raum kein Problem – spürt man die rauhe, spröde Rostschicht, was

nicht unangenehm empfunden wird. Rost bekommt hierin eine besondere

Ästhetik, wirkt edel und ist kein Indiz mehr für Verrottung und Verfall.

Nun noch kurz zur inhaltlichen Bedeutung der „Kopf-Sache“, die uns der

Künstler durch eigene Aussagen gerne mit auf den Weg gibt. Die menschliche

Figur weist ja immer auf den Menschen zurück, auch wenn sie nur fragmentarisch,

als Torso, erscheint oder zeichenhaft vereinfacht ist. Und trotz

allgemeinverständlicher Sprache oder vielleicht gerade deshalb, können

Skulpturen dieser Art viele Assoziationen hervorrufen. Ausgehend von dem

beschriebenen Dualismus der Kopfformen, eine stehend, die zweite in liegender

Position, sieht Schulz darin zwei grundsätzliche menschliche Haltungen

dargestellt. Aufgerichtet hat der Mensch Weitblick, kann er nach vorne

und in die Zukunft schauen. Liegend entspannt er sich und hat Gelegenheit,

über Vergangenes und Kommendes nachzudenken. Der Künstler möchte mit

diesen inhaltlichen Ansätzen Schüler wie Pädagogen ansprechen, beiden

Standpunkten gleichermaßen Platz einzuräumen. Zum Handeln und Vorangehen

gehören auch Momente der Besinnung. Der offene Mund symbolisiert

die Vorstellung, die gedankliche Beschäftigung zu verbalisieren und die geistigen

Erkenntnisse mit anderen zu teilen.

     
Photos & Copyright © Roland Schulz 2019